Wie attraktiv ist ein Jobangebot tatsächlich - Checkliste

Ein sehr schöner Blogbeitrag von Krischan Ostenrath vom WILA Bonn zur Frage, wie attraktiv ist ein Jobangebot denn eigentlich tatsächlich:

"Über kurz oder lang steht jede*r vor der Frage, wie attraktiv ein Jobangebot eigentlich ist. Um das herauszufinden, muss man erst einmal selbst wissen, was man möchte und welche Kriterien eine Rolle spielen können.

Wir sind es ja mittlerweile gewohnt, den Kauf eines gebrauchten Fahrrads nur noch mit einer ausführlichen Checkliste anzugehen. Dieser systematische Zugang ist grundsätzlich auch gut und richtig, vermittelt aber gleichzeitig eine trügerische Sicherheit. Denn Kriterienkataloge sind das eine. Etwas völlig anderes ist aber die Gewichtung der einzelnen Entscheidungskriterien. Natürlich gilt das auch bei der Entscheidung für oder gegen einen zukünftigen Job.

Leider ergibt sich aus den diversen Checklisten oder einschlägigen Studien zum Thema keine Antwort, wie ich mich persönlich entscheiden sollte. Die Gewichtung der Kriterien ist und bleibt immer eine individuelle. Trotzdem ist es mehr als sinnvoll, sich im Vorfeld einer Beschäftigung klar zu machen, wovon die Entscheidung abhängt. Deshalb folgend eine Kurzübersicht zu Kriterien, zu denen wir im WILA Arbeitsmarkt in Gesprächen mit unseren Leser*innen immer wieder befragt worden sind:

Gehalt: Nicht umsonst das wohl wichtigste Kriterium, denn man muss ja irgendwie die Miete und die Schulden in der Eckkneipe bezahlen. Einschätzbar wird diese Qualität nur in Relation zu anderen Faktoren wie Branche, Betriebsgröße, Stellung oder Berufserfahrung. Die einschlägigen Gehaltsratgeber kann man als Akademiker*in getrost ignorieren.

Sicherheit: Klar, eine unbefristete Stelle ist schöner als eine befristete, aber Befristungen können auch Eintrittskarten oder Übergangsbeschäftigungen sein. Langfristig wichtiger ist eigentlich die dauerhafte Beschäftigungssituation in der Branche. Das lässt sich gut mit entsprechenden Statistiken des Instituts der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), der Arbeitsagentur oder von Fachverbänden herausfinden. Und individuell natürlich durch die Nachfrage im Bewerbungsgespräch, ob Folgebeschäftigungen vorstellbar sind.
Arbeitszeiten: Hierunter fallen die Stichworte Familienfreundlichkeit und Work-Life-Balance ebenso wie die Themen Urlaubsanspruch oder flexible Arbeitszeiten. Naturgemäß hat man hier in verschiedenen Lebensphasen unterschiedliche Wünsche und Zwänge. Welche Bedingungen hier zu erwarten sind, ist aber eigentlich ziemlich leicht rauszukriegen, denn zu diesen Fragen wird sich jede*r Arbeitgeber*in schon vor dem Arbeitsvertrag äußern müssen.

Sozialprestige: Würde man vielleicht spontan als überflüssige Dünkelei von sich weisen, ist aber ein nicht zu unterschätzendes Kriterium. Ob auf der Visitenkarte „Outplacement“ oder „Ausbildungsberatung“ draufsteht, ist etwas, mit dem man identifiziert wird. Gleiches gilt für den Arbeitgeber, von dem man sich bezahlen lässt. Hier gibt es keine leichten Antworten, aber die Konsequenzen sollte man sich schon klar machen."

https://www.wila-arbeitsmarkt.de/blog/2020/11/30/bewerbung-kriterien/