Blitzlicht vom Diskussionsabend zum Thema Flucht und Integration am 7.11.2019 mit und bei ASA e.V. in Bad Godesberg
nun mit Artikel im Generalanzeiger im Anhang
Was ein bewegender Abend! Bei der gestrigen Spinn.Bar mit über 40 Teilnehmenden hatten wir das Glück zusammen mit und bei ASA (Ausbildung statt Abschiebung e.V.) über erfolgreiche Integrationskonzepte und Beispiele zu diskutieren. Besonders eindrücklich waren die Erfahrungsberichte von drei jungen Geflüchteten, die nach ihrer beschwerlichen Flucht aus Afghanistan einen unglaublich langwierigen – meist mehrjährigen – Weg der behördlichen Anerkennung hinter sich gebracht haben und zum Teil noch erleben. Während die meisten Geflüchteten in dieser Situation keine Möglichkeiten haben, sich um ihre persönliche Integration zu kümmern, haben diese Drei sich dennoch aktiv um den mühseligen Spracherwerb gekümmert und mit der Unterstützung von ASA einen Ausbildungsplatz gefunden.
Mit ungeklärtem Aufenthaltstitel ist dies bislang eine Herausforderung und dann aber auch die Chance hier Fuß zu fassen, Schutz vor Abschiebung zu erhalten und am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilzuhaben. Dafür setzt sich ASA an, wie Sara Ben Mansur vorstellte.
Auch das International Rescue Committe und der Deutsche Volkshochschulverband International setzten sich erfolgreich für gesellschaftliche Teilhabe mit verschiedenen Ansätzen ein.
Dr. Thomas Achilles vom IRC stellte zum einen die Programme zur beruflichen Integration vor und zum anderen das erfolgreiche Konzept der „Healing classrooms“, was die Schule als ein stabilisierendes Umfeld für Kinder schaffen und die traumatisierten Geflüchteten von ihrem oft weiter andauernden Stress entlasten will.
Jil Holtbernd vom DVV International (Deutscher Volkshochschulverband International) stellte passend dazu das Curriculum InterculturALE vor, dass bewusst niedrigschwellige Sprachangebote schaffen und damit die hohe Barriere des Spracherwerbs reduzieren will. Denn dies sei nach wie vor der wegweisende Integrationsfaktor und gerade deshalb müsse das Sprache lernen erleichtert und methodisch gut aufbereitet werden. Diese ansprechende Methodik ist für Lehrkräfte und in der Begleitung von Geflüchteten online erhältlich, ebenso wie die Healing Classroom Materialien.
Sara Ben Mansur von ASA und Dr. Till Winkelmann (Vorstandsmitglied) lenkten immer wieder den Blick darauf, dass trotz aller engagierten Bemühungen von professionellen NGO Mitarbeitenden und Ehrenamtlern die Arbeit stark erschwert werde, wenn die gesetzlichen Bedingungen viele Geflüchtete bei jeglichen Integrationsbemühungen hemmen. Moderatorin und Geschäftsleiterin des Spinnen-Netzes Dr. Antje Schultheis, wies darauf hin, dass in dem Arbeitsfeld inzwischen eine hochgradige Professionalisierung bei den Integrationsfachkräften vorliegt. Sara Ben Mansur bestätigte, dass die Herausforderungen enorm sein, zumal die jüngsten Vorgaben aus dem Fachkräftezuwanderungsgesetz die Arbeit von ASA noch einmal mehr erschweren würden; denn die neue Vorgabe zur Identitätsklärung VOR Aufnahme einer Ausbildung bzw. der faule Kompromiss der „Duldung light“ hemmt sowohl Arbeitgeber als auch Ausbildungswillige.
In der anschließenden Plenumsdiskussion klinkten sich weitere Geflüchtete und ehrenamtliche Engagierte in die Diskussion ein und auch hier gab es beachtliche Integrationsentwicklungen: Während der vor einigen Jahren gegründete Verein Syrienhilfe gegründet und gestaltet wurde von engagierten Godesbergern, ist der Vorstands nun komplett neubesetzt mit syrischen Geflüchteten.
Weiter so! Gern kann das Spinnen-Netz Initiativen dieser Art weiter mit interessierten zusammenbringen und an diesem Arbeitsfeld beruflich oder ehrenamtlich Interessierte weiter informieren, wo wer wie aktiv ist und sein kann! Danke in alle Richtungen!