Serie - Ausgabe Nr. 2: Unsere Mitglieder stellen ihre Projekte vor:
Von offline zu online mit der Methoden-Fabrik - von Spinnen-Netzmitglied Annika Salingre
Es waren einmal eine Bildungsarbeiterin und ein IT-ler und Trainer gegen Hass im Netz, die teilten sich ein Homeoffice. Wobei, die Bildungsarbeiterin trieb sich immer wieder in diversen Seminarhäusern rum und auch der Trainer machte neben vielen Online-Schulungen auch immer mal wieder einen Workshop vor Ort. Im Wechsel sorgten sie dafür, dass die Kaffeemaschine geschmeidig blieb und die Bürohunde regelmäßig gelüftet wurden... Und dann kam Corona. Seminarhäuser zu, Präsenz-Seminare abgesagt, Hass im Netz blüht und gedeiht und alle wollen Online-Trainings. Die Welt stand Kopf und so auch der Arbeitsalltag der beiden.
Es folgten Monate mit viel Arbeit, vielen Planänderungen, Existenzsorgen, Fortbildungen, kollegialer Unterstützung und Vernetzung und die ersten Seminare, die online statt offline stattfanden. Plötzlich trudelten Anfragen ein. Kolleg*innen wollten nicht digital arbeiten und gaben Aufträge weiter. Andere Aufträge wurden einfach von Präsenz-Seminaren auf digitale Veranstaltungen geswitcht. Wieder andere Kolleg*innen suchten Co-Teamende. Dadurch dass nun so viel online stattfand, gab es Fortbildungsbedarf zu den unterschiedlichsten neuen Themen... Irgendwie so sind wir in unser neues Arbeitsfeld reingerutscht.
Für mich (Spinnen-Netz-Mitglied Annika) hatte es eigentlich schon 2019 damit begonnen, dass ich für FEMNET ein paar Online-Seminare geben durfte. Aber die Nachfrage war mau, das Format setzte sich nicht durch. Mit der Teilnahme an den tollen Fortbildungen des Momentum Labs von Julia Junge, Susanne Rodemann-Kalkan und Wiebke Herding im ersten Lockdown nahm das Thema für mich Fahrt auf. Ich begann mich auch in digitalen Veranstaltungen „souverän" zu fühlen und hatte dein Eindruck, es ist gar nicht so anders als im altbekannten Stuhlkreis. Irgendwann durfte ich Co-Trainerin beim Workshop „Interaktive Onlineworkshops zwischen 90 Minuten und 3 Tagen" sein. So richtig überzeugt, ob ich jetzt online arbeiten will, war ich aber trotzdem noch nicht. Aber da gab es noch verschiedene laufende Aufträge und Projekte mit Engagement Global. Die zu moderierenden Arbeitstreffen konnten nicht ausfallen, also bin ich ins kalte Wasser gesprungen. Und es lief gut! Im Juni 2020 wagten wir uns dann gemeinsam an unser erstes Wochenende-Seminar. Wir wollten wissen, was so geht und uns ein wenig austoben. Und die Außenstelle NRW von Engagement Global war mehr als glücklich, dass das Seminar nicht ausfallen musste.
Außerdem war für uns Selbständige im Jahr 2020 ja auch wirklich jeder Auftrag wertvoll, der nicht abgesagt wurde. Und so kam irgendwie eins zum anderen. Martin, der IT-ler und Trainer gegen Hass im Netz, entwickelte und leitete Formate rund um Zivilcourage im Netz und für Social Media und Community Manager*innen. Annika konzipierte digitale Blockseminare für verschiedene Hochschulen, die so gut ankamen, dass sie sich ernsthafte Sorgen um die Qualität der Lehre machte und ersponn und tauschte mit weiteren Kolleg*innen Methoden und Formate, holte das Stuhlkreis-Feeling und die persönliche Begegnung in die Zoom-Session...
So sehr wir persönliche Treffen im realen Leben, Stuhlkreise und Seminarhaus-Atmosphäre vermissen, so sehr sind wir begeistert von den vielen Möglichkeiten der digitalen Veranstaltungen und online-Bildungsarbeit.
Mittlerweile sind wir überzeugt: das funktioniert, das macht Sinn, das kann Spaß machen. Und es wird uns erhalten bleiben. Wir glauben fest daran, dass (fast?) alles was offline geht auch online geht. Vielleicht anders und manches besser oder schlechter. Aber es geht!
Es braucht nur das passende Know How, eine Portion Mut und Kreativität. Ende 2020 kam die Anfrage, ob wir nicht einen Nord-Süd-Freiwilligendienst ohne Ausreisen konzipieren könnten. Warum eigentlich nicht?!? Wir sind dann trotzdem auf die Bremse getreten. Unserer Meinung nach, sollten das nicht zwei weiße mehrfach Privilegierte aus dem Globalen Norden allein machen.
Zwischen allem, was sich da im vergangenen Jahr entwickelt hat, haben wir das Projekt Methoden-Fabrik gestartet. Unser Gedanke ist, dass unser Homeoffice eine kleine Fabrik ist, die ständig neue Methoden und Formate entwickelt. Aktuell gehen analoge Veranstaltungen, Ideen und Erfahrungen rein und am Ende kommen Konzepte und Lösungen für eine digitale Umsetzung raus. Wir machen also aus analogen Konzepten, Präsenzveranstaltungen und vagen Ideen maßgeschneiderte, dynamische und interaktive digitale Formate. Was unsere Fabrik dabei am Laufen hält, sind Neugierde und Abenteuerlust, Erfahrung und Empathie und manchmal vielleicht auch ein Funken Homeoffice-Madness. Unsere Zielgruppe sind Menschen, Gruppen und Organisationen aus dem Non-Profit-Bereich. Wir beraten, übersetzen von offline zu online, konzipieren neu und führen durch.
Bisher haben wir Projekte mit Save the Children, dem Institut für Auslandsbeziehungen, Ärzte ohne Grenzen, FEMNET, Engagement Global, der Hochschule Reutlingen, der Uni Osnabrück, der Gleichstellungsbeauftragten der Uni Münster und dem Berliner Präventionstag begonnen bzw. abgeschlossen. Weitere sind im Werden.
Kontakt via methoden-fabrik.de
Viele Grüße aus Lüneburg, Annika
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Wer eigene Projekte/Ideen vorstellen möchte, gern Mail mit Foto/ jpg an das Spinnen-Netz senden!