Nachhaltiger Tourismus als Berufsfeld für Geograph*innen

Der nachhaltige Tourismus bietet Perspektiven für Geografinnen und Biologen. Aber auch Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen können in verschiedenen Bereichen Fuß fassen. Ein Beitrag von Katrin Poese im Blog vom Wissenschaftsladen Bonn.

"Der Tourismus ist eine bedeutende Branche in Deutschland: Laut dem tourismuspolitischen Bericht der Bundesregierung waren im Jahr 2016 rund 2,9 Millionen Erwerbstätige dort beschäftigt und haben mit rund 100 Milliarden Euro über vier Prozent der Bruttowertschöpfung des Landes erwirtschaftet.

Corona hat der Branche allerdings einen Dämpfer verpasst: Einer Hochrechnung des Deutschen Tourismusverbandes zufolge hatte sie von März bis Mai 2020 rund 35 Milliarden Euro Umsatzeinbußen zu verzeichnen. Der Verband rechnet allerdings damit, dass sich vor allem die Segmente Tages- und Kurzreisen schnell erholen werden. Das könnte eine Chance für den nachhaltigen Tourismus sein – denn im eigenen Land zu verreisen, trägt auch zum Klimaschutz bei.

Das hat auch die Politik erkannt: Das Bundesumweltministerium (BMU) hat im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative das Projekt „Katzensprung Deutschland“ gefördert, ein Online-Portal, das Leuchtturmprojekte vom Wasserwandern auf der Mecklenburgischen Seenplatte bis zum Schäferwagen-Camping in der Schwäbischen Alb vorstellt.

Schon zweimal hat das BMU zudem einen „Bundeswettbewerb Nachhaltige Tourismusdestinationen“ ausgeschrieben. Auch beim Deutschen Tourismuspreis, verliehen vom Deutschen Tourismusverband (DTV), fließt das Kriterium Nachhaltigkeit in die Bewertung der Einreichungen ein. 2016 hat der DTV mit Mitteln des Bundesumweltministeriums den Praxisleitfaden „Nachhaltigkeit im Deutschlandtourismus“ herausgegeben und bezeichnet die Publikation als „erstes Standardwerk“.

Urlaub in der Heimat?

Das Segment nachhaltiges Reisen ist allerdings schwer zu fassen – sind Aktivurlaub und Natururlaub immer ökologisch? Oder braucht es dazu zertifizierte Unterkünfte und Bahnreisen? Folglich gibt es nur wenig belastbare Zahlen. Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen weist in ihrer aktuellen Reiseanalyse 2020 auf eine „große Lücke zwischen Einstellung und Verhalten“ der Urlauber/innen hin: 60 Prozent der Befragten äußern, dass sie nachhaltiges Reisen wichtig finden, nur wenige buchen aber zertifizierte Unterkünfte oder fahren mit dem Zug.

Für die Deutschen ist Deutschland laut der Reiseanalyse weiterhin das wichtigste Urlaubsland. Dem GfK DestinationMonitor Deutschland zufolge suchen viele Reisende den Aufenthalt in der Natur, wollen spazieren, wandern, oder am und im Wasser aktiv sein. Die Marktforschungs-Studie „Naturtourismus in Deutschland“ der BTE Tourismus- und Regionalberatung aus dem Jahr 2016 attestiert ein „riesiges Potential“ für das Reisen in naturnahe Gebiete. Es ist also anzunehmen, dass die Branche auf immer mehr Fachkräfte angewiesen sein wird, die dabei helfen können, Urlaubsziele nachhaltig weiterzuentwickeln."

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