Forschungsinstitute nehmen immer stärker an Bedeutung und Anzahl zu. Bei dieser Mittags- Spinn.bar zu Think Tanks stellten aus unserem Netzwerk Dr. Benjamin Etzold (BICC) und Dr. Johanna Kramm (ISOE) ihre Arbeitgeber und ihre Aufgabenfelder vor. Das Bonn International Center for Conversion hat neben der Friedens- und Konfliktforschung einen starken Themenschwerpunkt auf Internationaler Fluchtforschung, wozu Benjamin Etzold das Forschungsprojekt TRAFIG leitet. Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung ist ein unabhängiges Institut für Nachhaltigkeitsforschung und entwickelt wissenschaftliche Grundlagen und Konzepte für Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – regional, national und international. Johanna Kramm leitet die Nachwuchsgruppe PlastX, die sich mit Plastik in der Umwelt aus einer inter- und transdisziplinären Perspektive befasst.
Es war spannend zu erfahren, wie man entlang seiner Herzensthemen forschen kann und welche Unterschiede es zur Universität gibt. Die sehr teamorientierte Arbeitsweise wurde als ein besonderes Merkmal von Forschungsinstituten hervorgehoben und Benjamin Etzold spricht von einem ausgeprägten wissenschaftlichen Team Spirit an seinem Institut. Auch wenn es ähnlich wie an Universitäten viele befristete Arbeitsverträge gibt, ist das Ziel von vielen Think Tanks, die eigenen Mitarbeitenden möglichst langfristig zu halten und entsprechend stetig für Anschlussverträge und oder auch Entfristungen der Arbeitsverträge zu sorgen. Im Vergleich zur Universität muss das Wissenschaftszeitvertragsgesetz nicht zwingend angewendet werden, sodass die Post-Docs auch nach den offiziell zugestandenen sechs Jahren weiter forschen können. Die Lehre gehört dagegen im Vergleich zur Hochschule und Universität nicht primär zum wissenschaftlichen Alltag, dafür aber – ebenso wie zunehmend an Unis – die Akquise von Drittmitteln zur Forschung. Wer dennoch weiter lehren möchte, kann sich aber recht unaufwändig um externe Lehraufträge entlang seiner Forschungsthemen bemühen.
Insgesamt sei ein wichtiges Anliegen der Forschungsinstitute, dass sie sich nicht in einem selbstreferenziellen System bewegen, sondern ihre Forschungsergebnisse nach außen kommunizieren. So erläuterte Johanna Kramm die wichtige Rolle und Bedeutsamkeit ihrer Wissenschaftskommunikationsfachleute am ISOE. Aber auch die Wissenschaftler:innen selbst bringen ihre Erkenntnisse in den politischen Diskurs ein oder tragen sie an politische Entscheidungsträger heran. Benjamin Etzold betonte die große Bedeutung von Kommunikation und Netzwerken im Sinne des kollaborativen Arbeitens, Teilen und Diskutieren von Forschungsergebnissen. So kann man sich in der Wissenschaftsszene bekannt machen. Und auch wenn man sich persönlich noch nicht begegnet ist, sagen die Netzwerkzugehörigkeiten eines Forschenden etwas über seine wissenschaftliche Ausrichtung aus und kann bei Bewerbungsverfahren hilfreich sein.
Von Initiativbewerbungen raten beide Inputgebende eher ab. Denn das würde zum einen die für Personalfragen Zuständigen überfrachten und zum anderen sei nur dann eine Stelle zu vergeben, wenn entsprechende Forschungs-Anträge bewilligt worden sind. Dann muss es allerdings jeweils relativ schnell gehen, dass kompetente Fachkräfte schnell gefunden werden. Also lohnt es sich regelmäßig auf die Webseiten zu schauen und grade auch die großen Forschungsverbundprojekte gut im Blick zu behalten.
Ein großes Dankeschön an Benjamin Etzold und Johanna Kramm. Im Anhang findet sich eine Liste mit weiteren in Deutschland angesiedelten Think Tanks.